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Hochwasser machen "großen Forschungsbedarf beim Hochwassermanagement“ deutlich

Neuberufung: Prof. Dr. Bert Putzar im Gespräch

Dr. Bert Putzar wurde auf eine Professur für Wasserbau an die Jade Hochschule berufen. Er lehrt und forscht künftig im Fachbereich Bauwesen Geoinformation Gesundheitstechnologie am Campus Oldenburg. Die Jade Welt (JW) fragt nach…

JW: Herr Putzar, was hat Sie zum Wechsel an die Jade Hochschule bewogen?

Putzar: Die forschungsaffine Jade Hochschule und insbesondere die Professur für Wasserbau haben für mich einen speziellen Reiz. Schon während meines Studiums an der TU Hamburg-Harburg habe ich die Möglichkeit genutzt, an der Bundesanstalt für Wasserbau Hamburg die Tidedynamik von Elbe und Weser mit Supercomputern zu untersuchen. Diese Begeisterung, Umweltsysteme numerisch zu simulieren, habe ich in meinen folgenden Stationen an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, der Universität der Bundeswehr München sowie als Abteilungsleiter in der freien Wirtschaft und in der Umweltverwaltung beibehalten und intensiv vertieft. Meine Dissertation habe ich dem Thema der Vorhersage der Hydromorphologie der Deutschen Bucht unter Berücksichtigung des Meeresspiegelanstiegs gewidmet. 

Vor diesem Hintergrund sehe ich die Jade Hochschule als idealen Partner an, mein Wissen an die Studierenden zu vermitteln und die Forschung im Wasserbau und Küsteningenieurwesen weiter voranzutreiben.

Prof. Dr. Bert Putzar (Foto: privat)
Prof. Dr. Bert Putzar (Foto: privat)

JW: Mit welchen Erwartungen und Vorstellungen treten Sie die Professur an?

Putzar: Ganz sicher wird die zukünftige Arbeit von den großen Themen Klimawandel und Digitalisierung geprägt sein. Zum Beispiel haben die jüngsten Hochwasserereignisse den immer noch großen Forschungsbedarf beim Hochwassermanagement aufgezeigt. 

Extremereignisse des Niederschlags wechseln sich mit längeren, sehr trockenen Perioden ab. Das stellt den Umgang mit Wasser, also die Wasserwirtschaft und den Wasserbau in Gänze, vor neue Herausforderung. 

Daneben gilt es, den wachsenden Anforderungen zum Umwelt- und Naturschutz gerecht zu werden. 

Doch die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht nur bei Abflussereignissen zu spüren. Auch im Küstenbereich werden wir mit einem steigenden Meeresspiegelanstieg konfrontiert, während der Nutzungsdruck zum Beispiel durch Windenergie oder LNG immer weiter zunimmt. Hier sind zukunftsfähige, generationenübergreifende und nachhaltige Lösungen gefragt. Aus meiner Sicht sind solche Themenfelder nur mit interdisziplinären Teams erfolgreich zu bewältigen. Die Jade Hochschule bietet hierfür die besten Voraussetzungen.

Ein wichtiges Thema ist aber auch, das Wissen im Rahmen einer vorzüglichen Lehre nahezubringen. Hierzu habe ich ganz konkrete Vorstellungen. Die Lehrinhalte sollen intellektuell fordern und die Studierenden zu einem selbstständigen und eigenverantwortlichen Arbeiten befähigen (Selbststeuerung und Selbstwirksamkeit - angeleitetes Selbststudium). Es begeistert mich, wenn die Studierenden das von mir vermittelte Wissen selbstständig anwenden und dies gegebenenfalls sogar über den in der Lehrveranstaltung vermittelten Rahmen hinaus.
 

JW: Welche Schwerpunkte möchten Sie in Lehre und Forschung setzen?

In der aktuellen wasserbaulichen Praxis zeigt sich zunehmend, dass der Einsatz von Computermodellen an Bedeutung gewinnt. Daher sollte dieser Entwicklung auch in der Lehre im Studiengang intensiv Rechnung getragen werden. Auch gewinnt in der Praxis die zunehmende Überschneidung der Modellierung von Starkregen, von Kanalnetz- und von Grundwasserströmungen an Bedeutung. Diese Themen den Studierenden zu vermitteln, wird einen wesentlichen Punkt meiner Lehre darstellen. Der Einblick in die wasserwirtschaftliche und wasserbauliche Praxis ist ebenso von grundsätzlicher Bedeutung und kann den Studierenden durch meine vielfältigen, lokalen und internationalen Kontakte ermöglicht werden. Hierzu bieten sich Studienarbeiten, Exkursionen und Praktika an. 

Aufbauend auf den Bedürfnissen der wasserbaulichen Praxis und den Erfahrungen des wissenschaftlichen Arbeitens sehe ich folgende Forschungsschwerpunkte: die numerische Simulation des Feststofftransports in Küstengebieten, die Entwicklung ökologischer, nachhaltiger wasserwirtschaftlicher Klimaanpassungsstrategien, die Visualisierung georeferenzierter numerischer Berechnungsergebnisse, die Modellkopplung von Oberflächenabfluss und Kanalnetzen sowie die Entwicklung von Küstenschutzkonzepten unter Berücksichtigung des Meeresspiegelanstiegs.
 

Die Forschungsergebnisse sollten direkt in der Praxis ihre Anwendung finden und die Studenten motivieren, aktiv an Forschungsprojekten teilzunehmen. Neben der Möglichkeit entsprechende Studienarbeiten anzufertigen und spezielle Praktika durchzuführen, ist eine Wissensvermittlung der aktuellen wasserbaulichen Erkenntnisse für die zukünftige Positionierung der Studierenden auf dem Arbeitsmarkt und der Bewältigung der ingenieurtechnischen Herausforderungen von besonderem Vorteil.


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