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„KI hat das Potenzial, das Bauwesen in vielerlei Hinsicht zu revolutionieren“

Neuberufung: Prof. Dr. Uwe Schönfelder im Gespräch

Dr. Uwe Schönfelder wurde auf eine Professur für Bauinformatik und Baubetrieb an die Jade Hochschule berufen. Er lehrt und forscht künftig im Fachbereich Bauwesen Geoinformation Gesundheitstechnologie. Die Jade Welt (JW) fragt nach…

JW: Herr Schönfelder, was hat Sie zum Wechsel an die Jade Hochschule bewogen?

Schönfelder: Der Wechsel an die Jade Hochschule war für mich eine bewusste Entscheidung. Ein Hauptgrund war sicherlich die passende Übereinstimmung meiner Fachkenntnisse mit der Professur für Bauinformatik und Baubetrieb.

Prof. Dr. Uwe Schönfelder lehrt und forscht zukünftig am Campus Oldenburg. (Foto: privat)
Prof. Dr. Uwe Schönfelder lehrt und forscht zukünftig am Campus Oldenburg. (Foto: privat)

Ich bringe eine vielschichtige Expertise in den digitalen Aspekten des Bauwesens mit. Meine beruflichen Stationen, angefangen als Bauleiter in einem mittelständigen Bauunternehmen, dem Produkt- und Projektmanagement von Fassadensystemen, über die Entwicklung und Vermarktung einer web- und BIM-basierten Bauprojektmanagementsoftware in einem Start-up, bis hin zur Projektleitung für Künstliche Intelligenz im Bauwesen bei Goldbeck, haben mir ein tiefgreifendes Verständnis für die Schnittstellen von Technologie und Bauindustrie vermittelt. Auch das drittmittelfinanzierte Forschungsprojekt SDaC (Smart Design and Construction), das sich mit KI-basierten Lösungen für die Bauwirtschaft beschäftigte und bei dem ich die Projektleitung seitens des Konsortialpartners Goldbeck inne hatte, zeigte mir, wie wichtig es ist, Technologie und Bauwesen zu verschmelzen, um nachhaltigere und effizientere Lösungen zu entwickeln.

Die Jade Hochschule ist für mich wiederum ein spannender Arbeitgeber, da sie sich schon länger bei der Erforschung und Implementierung der Digitalisierung im Bauwesen etabliert.

Die Auseinandersetzung mit Themen wie Künstlicher Intelligenz, Building Information Modeling, Big Data und Virtual Reality spiegelt die Innovationskraft dieser Hochschule wider.

Für mich stellt sie daher den idealen Rahmen dar, um mein Wissen und meine Erfahrungen mit den zukünftigen Generationen von Bauingenieuren und -managern zu teilen und gemeinsam an der Gestaltung der digitalen Zukunft des Bauwesens zu arbeiten.

JW: Mit welchen Erwartungen und Vorstellungen treten Sie die Professur an?

Schönfelder: Zunächst einmal bin ich mir der tiefgreifenden Veränderungen bewusst, die die Baubranche derzeit durchläuft. Der gegenwärtige Transformationsprozess, der von traditionellen, teilweise analogen Bauprozessen zu fortschrittlichen digitalen Lösungen übergeht, stellt eine spannende und herausfordernde Zeit für die gesamte Branche dar. Dieser Wandel bietet jedoch auch immense Möglichkeiten für Innovation, Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit im Bauwesen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Künstliche Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle bei der Beschleunigung dieses Transformationsprozesses spielen wird. KI hat das Potenzial, das Bauwesen in vielerlei Hinsicht zu revolutionieren, von der Planung und Ausführung von Bauprojekten bis hin zur Optimierung von Betriebsprozessen und der Verbesserung der Gebäudeeffizienz. Diesen Prozess möchte ich begleiten und in die Lehre und Forschung mit einbinden. Zusammen mit den Studierenden und den Kollegen der Jade Hochschule möchte ich zur Weiterentwicklung und Transformation der Baubranche beitragen.

JW: Welche Schwerpunkte möchten Sie in Lehre und Forschung setzen?

Schönfelder: Als neu berufener Professor für Bauinformatik und Baubetrieb ist es mein Ziel, die Schnittstelle zwischen neuer Technologie und praktischer Anwendung im Bauwesen zu stärken. Basierend auf dieser Vision werde ich mehrere Schwerpunkte in meiner Lehre und Forschung setzen.

Um die Studierenden bestmöglich auf die Anforderungen der modernen Bauindustrie vorzubereiten, werde ich die Erstellung neuer Lehrmodule mit vorantreiben. So können die Studierenden des Studiengangs Bauinformationstechnologie mit der Einführung des Wahlpflichtfachs Computer-Aided Facility Management (CAFM) im Sommersemester 2024 die Technologien und Methoden für das Facility Management kennenlernen. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt wird die modellbasierte Kalkulation sein, bei der die Studierenden lernen, wie sie fortschrittliche Softwaretools nutzen können, um präzise und effiziente Kostenschätzungen für Bauprojekte durchzuführen.

Um den Praxisbezug in der Lehre zu verstärken und den Studierenden einen Einblick in aktuelle branchenspezifische Herausforderungen und Lösungsansätze zu bieten, werde ich eng mit externen Praxispartnern aus dem Bauwesen zusammenarbeiten. Durch die Einbindung dieser Experten aus Bauunternehmen, Planungsbüros und anderen relevanten Institutionen können wir praxisnahe Projekte, Fallstudien und Gastvorträge in die Lehrveranstaltungen integrieren, um die theoretischen Kenntnisse der Studierenden mit realen Anwendungen zu verknüpfen.

Im Rahmen der Forschung werde ich mich weiterhin mit der Entwicklung von KI-basierten Lösungen für die Bauwirtschaft beschäftigen.

Künstliche Intelligenz bietet ein enormes Potenzial, um die Effizienz, Produktivität und Nachhaltigkeit im Bauwesen zu steigern.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt wird die Verbesserung der Methodik zur Erfassung und Bewertung von Baumängeln und deren softwaretechnische Abbildung sein. Baumängel können erhebliche Auswirkungen auf die Qualität, Kosten und Zeitplanung von Bauprojekten haben. Daher ist es entscheidend, effektive und präzise Methoden und Tools zu entwickeln, um Baumängel frühzeitig zu erkennen, zu analysieren und zu beheben.

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