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Räumliches Hörvermögen mit dem Projekt easy2verify verbessern

Neues Forschungsprojekt entwickelt Messsystem für audiometrische Messungen

Oldenburg. Ein funktionierendes, räumliches Hörvermögen ist wichtig für das Zurechtfinden in alltäglichen Situationen, etwa im Straßenverkehr, bei der Kommunikation mit Nebengeräuschen oder mit mehreren Personen. Eine besondere Herausforderung entsteht bei Patient_innen, die mit Hörgeräten oder auch mit Cochlea-Implantaten ausgestattet sind. In der Praxis ist die optimale Abstimmung von zwei Hörsystemen aufeinander ein ungelöstes Problem. An dieser Stelle setzt das neue Projekt „Evidenzbasiertes, alltagsrelevantes System für binaurale Hörsystemverifikation“ (easy2verify) an. Das Kooperationsprojekt geht über bestehende Konzepte und andere Forschungsvorhaben hinaus, indem es erstmals alltagsrelevante räumliche Audiometrie und visuelle Szenen zur Bestimmung des räumlichen Hörens verbindet. Beteiligt sind die Jade Hochschule und die Universität Oldenburg zusammen mit dem Medizintechnikhersteller Auritec und dem Kleinunternehmen mit Expertise in Augmented Reality Humatects. Gefördert wird das Projekt bis Ende 2025 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,7 Millionen Euro. Der Förderanteil der Jade Hochschule liegt bei rund 430.000 Euro.

Schwerhörigkeit ist eine weit verbreitete Sinneseinschränkung, die mit Hörsystemen wie zum Beispiel Cochlea-Implantaten und Hörgeräten kompensiert werden kann. Der Großteil der Patient_innen wird aktuell in Deutschland beidohrig versorgt. Auch wenn Patient_innen die Geräusche von der Lautstärke her gut wahrnehmen können, haben sie dennoch oftmals Schwierigkeiten, die Richtung gut einzuschätzen, aus der unterschiedliche Geräusche kommen. Die Wissenschaftler_innen wollen ein technisches Messsystem entwickeln, mit dem räumliche audiometrische Messungen bei Patient_innen mit Hörsystemen durchgeführt werden können, um den räumlichen Höreindruck zu verbessern. Anwendung findet das System dann beispielsweise in der Beurteilung des Versorgungserfolges, der Anpass- Optimierung bei einer beidohrigen Versorgung und die Verlaufskontrolle während der Rehamaßnahme.

Das Konzept beruht auf einer Kombination mit Augmented Reality und räumlicher Audiometrie.

(Foto: Jade HS/Ulrik Kowalk)

Mit der Messmethode kann der beidohrige Abgleich der Hörsysteme überprüft und dokumentiert werden. Die technische Umsetzung ist wie folgt: Mithilfe einer Augmented Reality-Brille (AR) sehen die Patient_innen passende Szenen im vorhandenen Raum. Bei AR-Brillen werden die Inhalte über dem Sichtfeld der Nutzer_innen und in der realen Welt eingeblendet.

Die so ermöglichte Verbindung zwischen akustischen und visuellen Eindrücken schafft ein alltagsnahes Umfeld.

Im Alltag sind akustische Reize mit anderen Sinneseindrücken direkt verbunden. Der Patient oder die Patientin trägt eine AR-Brille, welche beispielsweise bewegende Vögel im Raum projiziert. Ein mögliches räumliches Szenarium wäre, dass nur einer der Vögel Geräusche von sich gibt, die über Lautsprecher präsentiert werden. Die Aufgabe der Patient_innen ist es, den Vogel möglichst schnell zu erkennen. Die AR-Brille erfasst nicht nur die Kopfbewegungen der Patient_innen, sondern auch ihre Augenbewegungen und Reaktionszeiten. Das System misst also nicht nur, wie gut die Patient_innen das Zielobjekt erkennen, sondern auch, wie schnell sie unbewusst schon vor dem eigentlichen Erkennen hingeschaut haben. Die gemessenen Daten werden vom easy2verify-System analysiert. Die betreuenden Audiolog_innen können aufgrund dieser Daten beurteilen, wie gut die Hörsysteme bereits eingestellt sind und wo noch nachgebessert werden muss, um den räumlichen Höreindruck zu optimieren. Des Weiteren wäre die Anwendung des Systems in der Rehabilitationsphase denkbar, um das räumliche Hören zu trainieren.

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