Wie außergewöhnliche Zeiten den Netflix-Konsum verändern

Coronakrise und digitales Studium

Die Coronakrise hat unseren Alltag verändert. Durch die Kontaktbeschränkungen verbrachten viele Menschen mehr Zeit zu Hause und statt in Präsenz wird nun seit einiger Zeit virtuell gelehrt. Bleibt also mehr Zeit für die Lieblingsserie auf Netflix?

Dies ist nur eine von viele Forschungsfragen, denen Studierende des Studiengangs Medienwirtschaft und Journalismus an der Jade Hochschule nachgingen. Im Seminar Medienforschung, unter der Betreuung von Prof. Dr. Christian Horneber, untersuchten fünf Studentinnen beispielsweise den Einfluss der Covid-19-Krise auf den Konsum von Streamingdiensten von Studierenden und Lehrenden der Jade Hochschule am Beispiel von Netflix. Dazu generierten sie eigene Forschungsfragen, die anschließend in einer Online-Befragung untersucht wurden. 

Unterschiede im täglichen Konsum

Durch die Befragung konnte die Gruppe interessante Erkenntnisse gewinnen. Demnach habe der Konsum von Streamingdiensten der Studierenden der Jade Hochschule deutlich und der Konsum der Lehrenden nur schwach zugenommen. Auffällig sei vor allem, dass während der Kontaktbeschränkungen keiner der Lehrenden täglich mehr als vier Stunden Netflix konsumiert habe. Insgesamt habe sich das Konsumverhalten der Lehrenden nur leicht verändert und es habe einen Anstieg der täglichen Nutzungsdauer von einer auf zwei bis drei Stunden gegeben.

Bei den Studierenden habe sich das Konsumverhalten deutlicher geändert. Hier wurde ein eindeutiger Anstieg des täglichen Netflix-Konsums festgestellt. Mehr Studierende konsumierten jetzt vier bis fünf Stunden täglich Netflix, während die Zahl derer, die bisher null bis drei Stunden konsumiert hatten, abnahm. Zwei Studierende schätzten ihre Nutzungsdauer sogar auf neun Stunden täglich.

Überraschende Ergebnisse

Spannend zu beobachten sei gewesen, dass sich die Produktivität der Studierenden, anders als erwartet, durch die gestiegene Netflix-Nutzung nicht stark verändert habe. Zwar ließ sich ein Anstieg der täglichen Nutzungsdauer feststellen, die Produktivität der Studierenden sei aber nur leicht gesunken. „Die Ergebnisse haben uns zum Teil sehr überrascht. Wir haben mit einem deutlicheren Zuwachs im Konsum von Streamingdiensten durch die Krise gerechnet. Tatsächlich konnten wir sogar zwei unserer Thesen widerlegen“, erzählt Studentin und Gruppenmitglied Julia Schöneich. Zum einen sank, wie bereits erwähnt, die Produktivität der Studierenden weniger als erwartet und zum anderen änderte sich der Stellenwert von Streamingdiensten durch die Kontaktbeschränkungen kaum. Über die Hälfte der Befragten gab an, dass der Konsum von Streamingdiensten wie Netflix nach wie vor die gleiche Versuchung darstelle.

Alltagsbezogene Forschung

Die Medienforschung beschäftigt sich häufig mit alltagsnahen Themen. „Im Seminar Medienforschung wurde auch die Wirkung von Emotionen auf die virale Verbreitung von Nachrichtenbeiträgen, die Effekte von Behavioral Targeting und darüber hinaus der Einfluss sozialer Medien auf die politische Meinungsbildung untersucht. Das Besondere am Netflix-Projekt ist, dass hier sowohl Studierende als auch Lehrende unserer Hochschule befragt wurden. Dabei wird deutlich, dass die Freizeitgestaltung im Hinblick auf die Wahl der genutzten Kanäle von Studierenden und Lehrenden gar nicht so unterschiedlich ist“, so Horneber. „Die Belastung ist für alle aufgrund der aktuellen Krisensituation gestiegen. Spannend finde ich es aber zu sehen, wie sich das Verhalten der Mediennutzung im Alltag geändert hat.“

Und genau so kamen Julia Schöneich und ihre Kommilitoninnen auch auf die Idee für die Forschungsfrage. „Gezwungenermaßen waren wir alle zuhause. Das war eine große Umstellung für uns alle und natürlich haben wir anfangs viel gestreamt. Aus der eigenen Gewohnheit, zu Hause Streamingdienste zu nutzen, entstand die Idee für das Projekt.“

 

Ansprechpartnerin in der Redaktion

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