Während der Coronakrise im Ausland

Über 240.000 Deutsche wurden laut Bundesregierung zu Beginn der Coronakrise vom Auswärtigen Amt aus dem Ausland zurückgeholt. Wegen gestrichener Flüge blieb Julia Grüning bei ihrer Gastfamilie in den USA länger als geplant und bekam die Krise und den unterschiedlichen Umgang vor Ort mit.

Mit dem Studium so gut wie fertig besuchte Julia im März ihre Gastfamilie in Ashburn, Virginia. Diese hatte die Studentin bereits im März 2015 kennengelernt, als sie als Au-Pair ein Jahr in den USA verbrachte. „Ich verbringe eigentlich jeden Sommer über zwei Monate in den USA. Dieses Jahr hatte ich die Gelegenheit, schon im Frühling dort hinzufliegen“, erzählt Julia, die an der Jade Hochschule am Campus Wilhelmshaven Wirtschaft studiert. „Ursprünglich wollte ich nur im März meine Gastfamilie in den USA besuchen, aber durch das Coronavirus wurde mein Rückflug abgesagt.“ Daraufhin verschob sie ihren Rückflug in den April, doch auch dieser wurde gestrichen, woraufhin Julia bis Mai bei ihrer Gastfamilie blieb.

Belastungen und Ängste

„Zu Anfang hatte ich sehr viele Ängste und Sorgen“, erzählt die gebürtige Wilhelmshavenerin. Eine ihrer größten Sorge war es, sich während des Rückfluges mit dem Virus anzustecken und dieses an ihre Eltern zu übertragen. Doch auch für Julia wäre eine Ansteckung nicht ungefährlich gewesen. „Im Jahr 2013 war ich schwer erkrankt, was sich teilweise auch auf meine Lunge ausgewirkt hat. Somit gehöre ich zur Risikogruppe. Ja, ich habe schon großen Respekt vor Covid-19“, so die Studentin. Doch auch die vielen und ständig wechselnden Informationen belasteten Julia. „Durch Internet und Fernsehen wurde man stets auf dem Laufenden gehalten und es fiel mir schwer abzuschalten. Ich habe mir ständig Gedanken gemacht und mich komplett isoliert.“

„Ja, ich habe großen Respekt vor Covid-19.“

Umgang mit der Coronakrise

Während ihrer Zeit in den USA sind ihr einige Unterschiede mit dem Umgang der Krise zwischen den USA und Deutschland aufgefallen. Denn im Gegensatz zu anderen Ländern wie Deutschland haben die USA später mit Ernsthaftigkeit auf das Virus reagiert. „Bei Gesprächen mit meiner Familie ist es mir am meisten aufgefallen wie sehr die USA hinterherhängen. Ungefähr zwei Wochen später als Deutschland haben die USA auf das Virus reagiert“, so die 24-jährige.

In Virginia waren die Menschen ebenfalls aufgefordert, zu Hause zu bleiben und nur für wichtige Erledigungen ihr Zuhause zu verlassen, in Läden war die Anzahl der Kunden ebenfalls beschränkt. Doch viele Amerikaner hätten von der Einhaltung der Beschränkungen abgesehen und auch das Tragen eines Mund- und Nasen-Schutzes in Lebensmittelgeschäften war keine Pflichtmaßnahme.

Bachelorarbeit und Kinderbetreuung

Trotzdem nutzte Julia die Zeit in den USA, um dort ihre Bachelorarbeit zu schreiben, da sie bereits alle Module bestanden hatte. Über einen VPN-Tunnel hatte sie Zugriff auf unterschiedliche Plattformen und auch eine Bibliothek in Amerika stand der Studentin zur Verfügung.

Während Julia ihre Bachelorarbeit schrieb, kümmerte sie sich nebenbei auch um die beiden Söhne ihrer Gasteltern, die im Home-Office arbeiteten. „Homeoffice ist in den USA nichts Neues, sodass den Amerikanern, im Gegensatz zu den Deutschen, die Umstellung wesentlich leichter fällt“, stellt Julia fest.

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