Timber Prototype House. Blockbau digital

Im Rahmen der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundes entstand in Zusammenarbeit eines Teams um Prof. Achim Menges, Universität Stuttgart und Hans Drexler, Jade Hochschule sowie der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen ein Experimentalbau in Apolda.

Ziel war es, das Potential des einfachen und regionalen Baustoffs Holz mit Hilfe modernster digitaler Planungswerkzeuge und Fertigungstechnologien aufzuzeigen. Dabei wurde auf das Prinzip der traditionellen Blockbauweise zurückgegriffen, diese jedoch erheblich weiterentwickelt. Entstanden ist ein circa 15 Quadratmeter großer Versuchsbau aus vertikalen und in freier Form angeordneten Holzbalken. Durch die digitale Bearbeitung des Holzes konnten sowohl der Dämmwert des Holzes verbessert als auch hochpräzise Füge- und Verbindungslösungen realisiert werden. Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln des Bundesbauministeriums.

Im Gegensatz zu der horizontalen Stapelung typischer Blockbauweisen sind hier Kantvollhölzer stehend aufgereiht. So stimmt die Ausrichtung der Wandbauteile mit der Haupttragrichtung des Holzes überein. Zugleich ermöglicht es ohne Beeinträchtigung der Tragfähigkeit das Einbringen von Schlitzen. Diese dienen zugleich als Entlastungsschnitte, die ein Reißen des Vollholzes verhindern. So kann die Formstabilität und Dichtigkeit gewährleistet werden, was in herkömmlichen Blockbauweisen eine erhebliche Schwierigkeit darstellt. Gleichzeitig werden die Schlitzungen als Luftkammern genutzt, was die Wärmeleitfähigkeit reduziert und die Isolationswerte des Materials erhöht. Die digitale Fertigung ermöglicht dabei die Ausbildung hochpräziser, luftdichter und sortenreiner Verbindungen der Holzelemente, ohne jegliche zusätzlichen Metallbauteile oder Klebstoffe. Das so entstandene, nachhaltige Mono-Material-Bausystem ist in einem Tragwerk, Hülle und Dämmung, die selbst die strengen deutschen Energiesparstandards erfüllt.

Marie Deilmann, Geronimo Bujny und Anna Bulavintseva haben als Studierende der Jade Hochschule am Projekt unter der Anleitung von Prof. (Verw.) Hans Drexler mitgearbeitet. Sie waren vom Entwurf bis zur Produktion und Einweihung des Projektes dabei. So entstanden Vorstudien und ein Mockup in Oldenburg, es wurden Messungen gemacht und es gab Workshops gemeinsam mit Studierenden in Stuttgart. „Es ist toll, bereits während des Studiums die Möglichkeit gehabt zu haben, an diesem Projekt, so dicht an den Experten, mitarbeiten zu dürfen und nun vor dem Timber Prototypen zu stehen, den man mit eigenen Händen mitgebaut hat“, so Marie Deilmann, die inzwischen Ihren Masterabschluss absolviert hat.

 

Das Gebäude ist vom 24. Mai bis zum 29. September 2019 in Apolda, Thüringen zu besichtigen.
Weitere Informationen unter https://www.iba-thueringen.de/projekte/apolda-timber-prototype-house


Es ist toll, bereits während des Studiums die Möglichkeit gehabt zu haben, an diesem Projekt, so dicht an den Experten, mitarbeiten zu dürfen.

Marie Deilmann, Master-Absolventin Architektur