Studieren ohne Internet – eine Zeitreise 40 Jahre zurück

MWJ-Studentin Katharina Ivens (22) hat sich mit ihrem Vater über das "Studium früher und heute" ausgetauscht

Ob Moodle, eCampus, Infosys oder Anwendungen wie AdobeConnect, Zoom und andere Apps – die digitalen Medien sind ein fester Bestandteil unseres täglichen Lebens. Die Entwicklungen zeigen sich als sehr nützlich, können wir in Zeiten des Coronavirus das Studium online fortsetzen. Doch Studieren ging auch schon vor der Erfindung des Internets. Wie sah das Studium also vor 40 Jahren aus?

„Sogar während der Schneekatastrophe 1978 habe mich pflichtbewusst im Gepäckwagen des Zuges zur Vorlesung gekämpft“, erzählt mir mein Vater, Wolfgang Ivens, als ich ihn nach seinen Studienerfahrungen befrage. Damals wurde über Telefonketten, die meiste Zeit jedoch über Aushänge in der Universität kommuniziert. Ich, Katharina Ivens, 22 Jahre jung und MWJ-Studentin an der Jade Hochschule, bin mit digitalen Medien aufgewachsen. Computer, Smartphone, Internet – all das gehört für mich und mein Studium dazu. Fällt die Vorlesung aus, steht dies im Infosys. Die Klausurergebnisse finde ich im eCampus, meine Vorlesungsunterlagen in Moodle. In den Vorlesungen mache ich Notizen auf meinem Tablet, während der Dozent seine multimediale PowerPoint-Präsentation vorstellt.

„Bei uns wurde noch an die Tafel geschrieben oder der Overheadprojektor genutzt, das war damals was ganz Neues“,

erinnert sich mein Vater.

Manches hat sich geändert…

Damals – im Jahre 1978 – begann mein Vater sein Lehramtsstudium in Germanistik, Latein und Geschichte an der Universität Hamburg. Eine richtige Prüfungsphase gab es nicht, Klausuren waren selten, Referate oder Kursarbeiten häufiger und die Prüfungsergebnisse wurden persönlich mitgeteilt. Doch auch damals gab es schon Vorlesungen, Seminare und Tutorien. „Die Vorlesungen waren damals recht übersichtlich – meine Anwesenheit jedoch auch."

Während des Studiums jobbte er beim NDR in Hamburg und bemerkte schnell, dass er lieber Journalist als Lehrer werden möchte. Auf das Sortieren der Agenturmeldungen folgte der erste eigene Film und dann die „feste freie Mitarbeit“.

… und einiges hat sich nicht geändert

Vorurteile gegen Studierende gab es auch damals schon. „Spätaufsteher“, faul und auf Kosten der Eltern lebend sind nur ein paar Beispiele. „Meiner Meinung nach hat sich das heute geändert. Die Studierenden wirken fokussierter, wählen bewusst einen Studiengang und spezialisieren sich früh. Allerdings gibt es heute auch eine viel größere Auswahl und praxisnähere Studiengänge“, erzählt der Politik- und Wirtschaftsjournalist.

Auch die Dozenten und Dozentinnen waren damals schon sehr unterschiedlich. Da gab es die beliebten, umgänglichen und eben auch die „50 Prozent von Ihnen werden am Ende des Semesters nicht mehr hier sein“-Dozenten – wobei der Lateindozent meines Vaters damit Recht behalten sollte.

„Das Studium ist anspruchsvoller und stressiger geworden. Es gibt mehr Vorgaben und Richtlinien, das war früher entspannter.“ Und wahrscheinlich hätte ein Ausbruch des Coronavirus vor 40 Jahren den Studierenden eine noch entspanntere Zeit, ohne jegliche Online-Vorlesungen, beschert.

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