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Hochschulwahl: „Man kann nicht erwarten, dass sich etwas ändert, wenn man sich nicht selbst daran beteiligt."

AStA-Vorsitzende Cynthia Wolter im Gespräch

Die Studierenden der Jade Hochschule haben Ende November ihre Vetreter_innen im Senat, in den Fachbereichsräten, im Studierendenparlament und in den Fachschaftsräten gewählt. Dabei war die Wahlbeteiligung sehr niedrig – im Fachbereich Wirtschaft lag sie beispielsweise nur bei einem Prozent. Die Redaktion der Jade Welt (JW) fragt die AStA-Vorsitzende Cynthia Wolter nach Gründen und Verbesserungsmöglichkeiten.

JW: Frau Wolter, was könnten Gründe für die niedrige Wahlbeteiligung sein?

Wolter: Die Wahlbeteiligung ist jedes Jahr ein großes Thema, das vor und nach den Wahlen stark debattiert wird. Ein Gremienabend, der regelmäßig die Vorstände der studentischen Gremien an einen Tisch bringt, brachte zuletzt einige gute Ideen zusammen. Ein Grund für die niedrige Wahlbeteiligung, da sind sich viele einig, ist das fehlende Wissen vieler Studierender über die Hochschulpolitik. Um darüber aufzuklären, wer die Gremien sind, welche Verantwortung sie tragen und welche Möglichkeiten sie haben, bedarf es in einer medienüberfluteten Gesellschaft neben einer guten Idee auch noch einer originellen Umsetzung, um bei der Zielgruppe überhaupt anzukommen – viele Herausforderungen für wenig Engagierte.
An kleinen Fachbereichen, die eine deutlich familiärere Atmosphäre leben, kommt man über Mundpropaganda relativ wie absolut natürlich schneller an viele Kommilitonen, um sie zu den Wahlen zu motivieren. Da sehe ich den Unterschied zum Fachbereich Wirtschaft – ein sehr großer Fachbereich, an dem man kaum die Mitstudierenden in seinem eigenen Semester kennt. Der extreme Vergleich zum Fachbereich Seefahrt und Logistik: jeder kennt jeden, egal was man studiert oder in welchem Semester man ist. Die größere Anonymität erfordert mehr Proaktivität untereinander, um zu erkennen, mit wem man gemeinsam an einem Strang ziehen kann.

JW: Was könnte verbessert werden, sodass die Wahlbeteiligung steigt?

Wolter: Aus Sicht der Studierenden ist auf jeden Fall viel Aufklärung nötig. In Oldenburg hat sich zum Beispiel ein „Markt der Möglichkeiten“ etabliert, der wie eine Kontaktmesse funktioniert, auf dem sich Gremien, Einrichtungen der Jade Hochschule sowie Stiftungen vorstellen. Neben solchen Veranstaltungen ist ganz klar auch noch viel Potential in der Werbung für die Hochschulwahlen. Auch Wissensrätsel über die studentische Selbstverwaltung als Gewinnspiele sind eine Idee für die Zukunft. Ganz am Anfang aller dieser Maßnahmen steht für mich jedoch die Anerkennung aller Beteiligten am Campusleben für das unermüdliche Engagement der wenigen Vertreterinnen und Vertreter – es sollte mehr über die positiven Erfolge gesprochen und anerkannt werden, als immer nur Kritik geäußert werden. So steigt letztlich das Verständnis für die Daseinsberechtigung der Gremien und (noch) unwissende Studierende finden leichter einen Platz, an dem sie mit Herzblut etwas verändern können.

JW: Warum wäre es so wichtig für die Studierenden, sich an der Wahl zu beteiligen?
 

Wolter: Jeder Mensch hat in einer Gesellschaft eine Verantwortung – man kann sie ignorieren oder aktiv wahrnehmen.

Je mehr einen kleinen Teil geben, desto weniger sind wenige überlastet und geben teils Ämter auf, weil das Studium parallel nicht machbar ist. Das ist einfache Mathematik. Die Wahrnehmung des Wahlrechts ist ein Minimum an Beteiligung, das jeder umsetzen kann – sogar Briefwahl ist möglich. Man kann nicht erwarten, dass sich etwas nach eigenen Vorstellungen ändert, wenn man sich nicht selbst daran beteiligt. Wer das verstanden hat, wird auch im späteren Berufsleben erfolgreicher sein – ein durchaus attraktiver Nebeneffekt. 

Ansprechpartnerin in der Redaktion

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de